Ausprägungen von Lernbeeinträchtigungen
1. Lern- und Leistungsmerkmale
- geminderten Lernfähigkeit und nur geringer Lernzuwachs
- Leistungsversagen besonders in den Fächern, die einen hohen Anteil kognitiver Prozesse haben
- schulische Misserfolge führen zu Misserfolgserwartungen, ungenügender Lernmotivation und geringem Selbstwertgefühl
2. Kulturtechniken
Rechnen/Mathematik
- Umgang mit Mengen erschwert
- unzureichende Zahlenund Ziffernkenntnisse
- Mengen-, Zahlenund Größenvorstellungen eingeschränkt
- Operationsverständnis ist gemindert
- Reproduktion von Grundaufgaben, Gleichungen und Termini erfolgt unzureichend
- Transfer von mathematischem Grundwissen gelingt nur teilweise
- formale Aufgaben werden besser bewältigt als Größenoder Sachaufgaben
- fragmentarisches geometrisches Grundwissen
Lesen, Schreiben/Deutsch
- Verinnerlichung von Lauten und Buchstaben erfordert ein Übermaß an Übungen und Wiederholungen
- Analyse und Synthese erschwert
- unzureichende Lesefertigkeit
- monotone Lesegestaltung
- Sinnentnahme von Texten erfolgt unvollständig oder fehlerhaft
- unzureichendes grammatisches und orthografisches Wissen
- unübersichtliche Schriftbildgestaltung
- langsames Schreibtempo
- fehlerhafte Satzbildung
- fantasiearmes, zusammenhangloses Erzählen
3. Kognition
- geringe Flexibilität im Denken
- Denken auf begrifflich-abstrakter Ebene erschwert
- haften an Anschauung
- neigen zu Stereotypien
- vorgegebene Algorithmen werden unkritisch angewandt
- Denkprozesse verlangsamt
- Analyse(Vergleichen, Differenzieren, Unterscheiden, Erkennen von Wesentlichem und Unwesentlichem, Abstrahieren …) und Synthesefähigkeit (Verallgemeinern, Kombinieren, Klassifizieren, Schlussfolgern …) beeinträchtigt
- unzureichende Transferleistungen
- Problemlösungsprozesse (Auffassen, Antizipieren, Probieren und Annehmen von Lösungsmöglichkeiten, Kontrolle) erfolgen unvollständig und unselbstständig
- verminderte Vorstellungsfähigkeit
- eingeschränkte Urteilsund Kritikfähigkeit, erhöhte Beeinflussbarkeit
- Gedächtnisleistungen gemindert
- Einprägen verlangsamt, teilweise fehlerhaft
- Behalten oft nur kurzzeitig
- Reproduzieren unvollständig
- unvollständiges oder fehlerhaftes Erfassen von Aufträgen
- praktisch orientierte Sachverhalte werden schneller und langfristiger verinnerlicht
- kein altersgerechtes Allgemeinwissen
4. Sprache
- verzögerte oder gestörte Sprachentwicklung/Sprachauffälligkeiten
- kinästhetische, rhythmische, melodische und phonematische Differenzierungsschwächen
- geringer Wortschatz/Begriffsarmut
- Wortfindungsschwierigkeiten
- dysgrammatische Satzstrukturen
- Sprachverständnis herabgesetzt
- geringe oder situationsunangemessene Äußerungsbereitschaft
- milieuspezifische sprachliche Besonderheiten
5. Wahrnehmung
- Wahrnehmungsumfang, -verarbeitung und -geschwindigkeit gemindert
- weniger differenziert
- Beeinträchtigungen in
- visueller Wahrnehmung: Verwechslung von Formen, auch Farben, eingeschränkte visuelle Differenzierung (Unterschiede bei Bildpaaren), Erfassen räumlicher Beziehungen und visuomotorische Koordination erschwert (Labyrinth mit Stift durchfahren)
- auditiver Wahrnehmung: geringere auditive Identifikation (Geräusche erkennen), auditive Differenzierung beeinträchtigt (Geräusche unterscheiden)
- taktiler/kinästhetischer Wahrnehmung: taktiles Differenzierungsvermögen weniger ausgeprägt (Erfühlen, Ertasten), empfinden körperliche Berührung als unangenehm
- gestörte Bewegungsempfindungen
6. Aufmerksamkeit/Konzentration
- geringe Aufmerksamkeitsdauer
- schwankende Konzentration, interessengebunden
- fehlende Aufgabenzentriertheit
7. Motorik
- Koordinationsund Rhythmusstörungen
- verzögerte Reaktionsfähigkeit
- ausgeprägter oder verminderter Bewegungsdrang
- teilweise schlaffe Körperhaltung
- undosierter Krafteinsatz
- Überkreuzen der Körpermittellinie gelingt oft nicht
- unausgewogene Lateralität (z. B. keine bevorzugte Hand)
- feinmotorische Arbeiten erscheinen in der Ausführung oberflächlich, ungenau, ungeübt
- Auffälligkeiten in der Graphomotorik
8. Sozial-emotionales Verhalten
- Gefühlsund Affektabläufe oft instabil und wenig differenziert
- Eigensteuerung und Selbstkontrolle weniger ausgeprägt, stärker bedürfnisbestimmt
- erhöhte Beeinflussbarkeit
- schleppende bis überhastete Arbeitsweise
- ein Handlungsziel schnell aus den Augen verlieren
- Verhaltensauffälligkeiten
- Schulunlust
- Verweigerungen
- Schulangst
- psychosomatische Erscheinungen (hohe Infektanfälligkeit, Essstörungen, Autoaggression …)
- eigene Leistungsfähigkeit nur schwer einschätzen können
- geringe Frustrationstoleranz und Kritikfähigkeit
- schnelles Resignieren bei Schwierigkeiten
- allgemeine Antriebsschwäche